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Text des offenen Briefs

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Mitarbeiter*innen der Verwaltung, liebe Rats- und Fraktionsmitglieder,

aber auch sehr geehrte Frau Kultusministerin Hamburg, liebe Mitarbeiter*innen des Kultusministeriums, sehr geehrte Frau Landrätin Harms, liebe Mitarbeiter*innen des Landkreises,

in erster Linie ist dieser Brief an alle Betroffenen der Gemeinde gerichtet. Es gibt aber immer wieder Punkte, an denen sich Schulträger, Landkreis und Land die Zuständigkeiten und Verantwortung gegenseitig zuschieben. Da die Interessen der Schüler*innen dabei „zerrieben“ werden, schreiben wir sie alle an!

Wir wenden uns heute in einem offenen Brief an Sie, da wir keine andere Möglichkeit sehen, Ihnen die Wichtigkeit unserer Anliegen zu vermitteln!

Es gab bereits unzählige Einzelgespräche mit Schulleitungen, Schulmitarbeiter*innen, Eltern sowie Schüler*innen. Leider mit meist unbefriedigenden Ergebnissen.

Wir stellen uns die Frage: ist Rastede für die Zukunft unserer Kinder gerüstet?

Aus unserer Sicht ist die Antwort momentan ein klares „nein“!

Es fehlt ein Klima der Zugewandtheit den Kindern und Jugendlichen gegenüber. Wir Eltern haben den Eindruck, dass unsere Kinder mit Ihren Bedürfnissen und Rechten immer nur als Kosten- und Störfaktor in der Gemeinde gesehen werden. Das macht uns traurig und wütend!

Nach intensivem Austausch mit Schulleitungen und Eltern scheinen uns folgende Probleme am wichtigsten:

Ab 2026 haben Grundschüler*innen einen Rechtsanspruch auf schulische Ganztagsbetreuung. Bis zu acht Stunden werden die Kinder dann in der Schule unterrichtet und betreut. Doch unter welchen Bedingungen? An vielen Grundschulen unserer Gemeinde sind keine ausreichenden Räumlichkeiten für den schulischen Ganztag vorhanden. Es fehlen sowohl Mensen als auch Rückzugs- und Ruheräume. Hinzu kommen fehlende Fachräume, zu wenige oder marode sanitäre Anlagen und ebenfalls sanierungsbedürftige Klassen/Fachräume. Orte, an denen Lehrkräfte arbeiten können, sind auch Mangelware. An manchen Schulen findet nicht mal jede/r Lehrer*in einen Platz im Lehrerzimmer und verbringt die Vorbereitungszeit oder Pause notgedrungen im Klassenraum. Wo sollen unter diesen Bedingungen dann noch die zusätzlichen pädagogischen Fachkräfte Platz finden?

Der Ausbau der Schulen für einen qualitativ guten Start in den schulischen Ganztag hätte längst begonnen werden müssen. Die Gemeinde und das Land haben das Thema viel zu lange vor sich hergeschoben und das Ausmaß der notwendigen Veränderungen scheinbar falsch eingeschätzt.

In der KGS (immerhin Niedersachsens und sogar Norddeutschlands größte allgemeinbildende Schule) herrscht nach wie vor Raumnot und Sanierungsstau. Es gibt z.B. noch einige Räume, die keine Fenster haben (nur Oberlichter). Im naturwissenschaftlichen Bereich sind fast alle Räume fensterlos.

Erst jetzt mit den Schulen in die Planung zu gehen und Raumkonzepte einzufordern, ist unserer Meinung nach viel zu spät. Wir befürchten, dass nun im Hau-Ruck-Verfahren Übergangslösungen gefunden werden müssen, die wieder nur ein weiterer Flicken auf dem großen „Flickenteppich Rasteder Schulen“ bedeutet. Das muss auf jeden Fall vermieden werden!

Wir brauchen für die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinde den Anforderungen entsprechende BILDUNGSORTE, an denen sie sich wohlfühlen können, auf ihre seelische und körperliche Gesundheit Wert gelegt wird und ein Klima der Zugewandtheit – auch von Seiten des Schulträgers – herrscht! 

Die IT Ausstattung ist ein weiterer Punkt, bei dem dringender Handlungsbedarf herrscht. Einige Schulen haben kein ausreichendes- bzw. schlecht funktionierendes WLAN, es fehlt immer noch an Hard- und Software! Auch hier wird mit hohen Kosten argumentiert und immer wieder auch auf das Land verwiesen. Das Land wiederum verweist auf den fehlenden Digitalpakt 2 der Bundesregierung. Wieder ein Problem, das auf dem Rücken der Schüler*innen und Lehrkräfte ausgetragen wird! 

Unter den gegebenen Bedingungen ist Unterricht und Betreuung nach aktuellen Maßstäben nicht oder nur eingeschränkt möglich. 

Trotz dringender Mahnungen waren die Schulen eine Zeit lang ohne Administrator. Mittlerweile sollten zwei Vollzeitstellen besetzt sein. Für die Zukunft gilt es aber alles zu unternehmen, um ähnliche Ausfälle zu vermeiden!

Außerdem fordern wir Sie auf, das gute pädagogische Fachpersonal der bereits bestehenden Horte in die Planung miteinzubeziehen. (Die Verträge müssen erhalten bleiben!)

Ein weiterer wichtiger Punkt sind fehlende Schulsozialarbeiter*innen. Es ist beispielsweise absolut nicht ausreichend für über 2100 Schüler*innen an der KGS ausschließlich 1,5 Vollzeitstellen für Schulsozialarbeit zu haben. Andere Schulträger haben eigene Stellen geschaffen, weil das Land dort seiner Verantwortung ebenfalls nicht nachkommt. Den Kampf um die Mittel auf dem Rücken der Schüler:innen auszutragen mag vielleicht rechtlich korrekt sein, moralisch ist es aber höchst verwerflich!

Um eine flächendeckende Jugendarbeit in unserer Gemeinde zu etablieren, muss die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeiter*innen der Grundschulen und der Gemeinde (Villa Hartmann) intensiviert werden. Probleme mit Vandalismus, Drogen etc. zeigen deutlich, wie dringend hier Handlungsbedarf besteht!

Die fehlenden Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche spielen dabei auch eine Rolle! Es werden „Demokratieprojekte“ angestoßen, Jugendliche engagieren sich und planen, um dann zu hören, dass nichts davon umgesetzt wird (Beispiel Skateranlage). Das fördert die Politikverdrossenheit der Jugendlichen. Jedes Kind, jeder Jugendliche hat Talente, welche in die Gemeinschaft eingebracht werden können. Nur wer sich der Gesellschaft zugehörig fühlt, von den Mitmenschen gehört wird und nachhaltig MITwirken kann, kann auch später etwas an die Gesellschaft weitergeben. 

Damit unsere Kinder auch weiterhin gesund und munter durchs Leben kommen, ist eine Verbesserung der Verkehrssituation in vielen Bereichen nicht nur wünschenswert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „lebenswichtig“! Kleinere Unfälle passieren fast wöchentlich. Wir sollten nicht warten, bis der erste tödliche Unfall geschieht! Machen Sie die Schulwege sicherer!

Uns ist klar, dass das alles sehr viel Geld kostet. Notwendig ist es aber trotzdem!

Es gibt aber auch einen Punkt, der fast kostenfrei zu bekommen ist: lösungsorientierte, handlungsbezogene, intensive und zugewandte Kommunikation. Wenn die Verwaltung beispielsweise Sachen bestellt, ohne die genauen Anforderungen vorher mit den Schulen abzusprechen, kann es sein, dass dabei Geld verschwendet wird. Immer wieder erreichten uns Berichte über schlechte, nicht ausreichende und wenig wertschätzende Kommunikation, die auch bereits zu Arbeitskraftverlust geführt hat. Häufig muss viel Energie aufgebracht werden im Kampf um schulische Ausstattung, die eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Wir fordern vor allem beim Thema Ausbau des schulischen Ganztags eine bessere Kommunikation zwischen Gemeinde/Verwaltung, den Schulen und allen anderen Beteiligten!

Neben dem Grundrecht auf Bildung (Art. 13 UNO Menschenrechtsabkommen) sollte die ganze Gemeinde Rastede die Notwendigkeit sehen, dass sich im Bereich Schule und Soziales sowie Kinder- und Jugendarbeit dringend etwas ändern muss. Die Kinder von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Da Deutschland ein Land ohne Bodenschätze und auch kein Billiglohnland ist, können wir nur mit Wissen punkten. Die Wirtschaft braucht gut ausgebildeten Nachwuchs, damit sie auch weiterhin funktionieren kann. 

Abschließend ist zu sagen, dass wir in vielen Bereichen eine vorausschauende und fürsorgliche Handlungsweise der Gemeinde/Verwaltung vermissen! Es sieht so aus, als ob Probleme verwaltet werden, anstatt an konstruktiven Lösungen zu arbeiten.

Wir fordern ein verlässliches, ganzheitliches Konzept, um unsere Schulen unter Einbeziehung der Lehrkräfte, der Schüler*innen und aller anderen Beteiligten auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen können. Fehlende Vorgaben sollten dabei nicht als Hemmnis angesehen werden, sondern als Chance, Fakten zu schaffen.

Wir fordern Sie auf, endlich zu handeln! Setzen Sie unsere Schulen und die Kinder- und Jugendarbeit unserer Gemeinde ganz oben auf Ihre Prioritätenliste!

Mit freundlichen Grüßen und der Hoffnung auf Veränderungen

Die Schulelternräte der Grundschulen Feldbreite, Hahn-Lehmden, Kleibrok, Leuchtenburg, Loy und Wahnbek sowie der Kooperativen Gesamtschule (KGS) und der Schule am Voßbarg

Mehr Informationen unter: www.rastede4u.de